Echt: Perfect Machine
Was der Name des Albums sagt, findet sich im Klang wieder. Hancock hat hier nach „Rockit“ einige Jahre später wieder einmal die vollelektronische Spielweise ausgepackt und wartet mit neuerem Equipment und folglich mit hochwertigen Samplern auf. Insgesamt ist der Sound des Albums weitgehend vom Yamaha DX-5 geprägt, welcher noch edler als der alte DX-7 klingt. Hancock wartet mit mystisch-melancholischen Kadenzen und Bendings auf und beschreibt für meinen Teil eine Welt, die teils von Hoffnungslosigkeit geprägt ist. Gehörte Musik wandelt sich für mich in reine Emotionen um, daher verbinde ich mit Musik immer auch Bilder und Gefühle. Insgesamt beschreibt der Künstler für mich mit seinen Kompositionen eine neue, technische und mechanistische Welt, die von Computern und weniger vom Menschen geprägt ist. Das Cover (Rakete im Weltraum) passt dazu. Die Kompositionen sind wie gewohnt sehr anspruchsvoll. Jazz wird mit Pre-Hip-Hop-Elementen vermengt.
Hancock war schon immer für viele Musikstile Vorreiter; richtig bereichert haben sich dann andere, die seine Elemente kommerziell ausschlachteten, um sie dann für den Otto-Normal-Hörer in eine primitives SoundKonzept zu zwängen.
Der Schwerpunkt liegt hier insbesondere im Arragement der elektronischen Instrumente und den ausgewählten Sounds. Abmischung und Mastering sind erstklassig, was sich in der Transparenz, der Durchsichtigkeit wiederspiegelt. Selbst Sampler mit soften Chören im Hintergrund sind trotz zig Keyboard-Overdubs sauber herauszuhören, so dass ein geübtes Ohr theoretisch gleich das Arrangement mitschreiben könnte. Die Basslastigkeit ist aufgrund des Produnktionsjahres nicht so immens, wie man sie heute mastern würde, insgesamt würde ich sagen ist das Frequenzspektrum der CD linear. Insgesamt eine gelungene Produktion, die durch Groove, Beat und Finessen und die immense Erfahrung im Jazzbereich auch hier ein herausragendes Album von Herbie Hancock produziert wurde. Für mich sind viele Alben von Hancock Meilensteine in der Musikevolution. Wer sein Schaffen über die letzten 50 Jahre verfolgt hat und z. B. mit der Stiltreue von Chopin vergleicht, der begreift erst einmal, wie schnell Musik sich heute verändert. Ich kenne keinen Musiker, der dies so lebendig darstellt und mit seinem Werk dokumentiert hat. Bis auf wenige Ausnahmen halte ich jedes seiner Alben für Diamanten der Jazzmusik.