Patch Adams (Film), Rezension

Dieser Film trifft das Problem unserer Zeit
Dieser Film trifft das Problem unserer Zeit im Allgemeinen und das der Schulmedizin im Speziellen. In beiden „Welten“ fehlen die positiven Verstärker. Menschlichkeit, Humor, Freundlichkeit. Kurzum: Empathie! Im Vordergrund steht nicht der Mensch sondern die Frage, wie wir unsere leider unerwünschte Fehlbarkeit durch Drill und konsequentes Abtrainieren und regelrechtes Abtöten unserer Gefühlswelt, durch die künstliche Fassade der Unfehlbarkeit übertünchen können. Wer ein wenig über den Tellerrand hinausschaut, der entdeckt auch den spirituellen Aspekt, nämlich dass selbst Gott nicht unfehlbar ist, denn ohne Fehler kein Lernen, keine Entwicklung. Und Gott hat sicher den Anspruch sich selbst ebenso weiterzuentwickeln.

Sehr gut gibt der Film wieder, wie schon seit über 100 Jahren Medizinstudenten, das Fühlen, das Menschliche systematisch abtrainiert wurde. Als einer der Ersten Mediziner wies Wilhelm Reich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf dieses Problem hin und stellte greifbare Analysen für diese Motivation zur Verfügung, die bis heute brauchbar sind und von aktuellen Analytikern (z. B. Joachim Maaz, Die Narzisstische Gesellschaft) bestätigt werden.
Diese Problematik wird im Alltag oft nur allzu unzureichend thematisiert, aus den typischen Gründen: Unwissenheit, Dogmentreue, Systemtreue, Angst sich lächerlich zu machen, oder ins Eck psychologisiert zu werden. Umso erfreulicher ist es, dass man sich die Mühe machte einen so hinreißenden Film zu produzieren, bei dem zwar Autor und Regisseur den Griff in die karikative Kiste nicht scheuen, dieser aber ohne übertriebenen US-Kitsch auskommt. Sicherlich hätte man aus der Idee einen Film mit erheblich mehr Schwere produzieren können. In dem hier ausgearbeiteten Rahmen trifft der Film den Punkt der Problematik, ist frisch, dabei sehr spannend, mit vielen humorvollen und hoffnungsvollen aber auch vielen sehr tiefgehenden Elementen gespickt, die dem zum Gefühl fähigen Zuschauer sehnsuchtsvolle und erleichternde Tränen entlocken, um hier Traumen ein Stück weit zu verarbeiten, mit denen wohl jeder Mensch in unserer Gesellschaft mehr oder weniger belastet ist. Wer hier trocken bleibt, hat m. E. ein ernstzunehmendes emotionales Problem.

Damit der Arzt SYSTEM-KONFORM arbeitet, bekommt er mit dem Medizinstudium die Möglichkeit eingeräumt, seine anerzogene Minderwertigkeit durch ein mit dem Doktortitel legitimierten übergroßen Ego weg-kompensieren zu können, um so nie wieder von „weltlichen“ Menschen kritisiert zu werden. Das Ergebnis kennen wir alle: Überhebliche Ärzte, die nicht nur über-heblich sind, sondern auch ab-heben und den Bezug zum Kranken, der ganz sicher auf dem Boden der Realität angekommen ist, verloren hat.

Patch Adams lernt in einer Psychiatrie, in der er sich freiwillig aufnehmen lässt, wie die vermeintlich Verrückten ihr Überleben mit regelmäßigen Klamauk sicherstellen, nämlich, dass die positive Sichtweise und die Begeisterung für etwas im Gesamtkontext des Lebens de facto das eigene Leben retten kann. Als angehender Arzt ermutigt er Patienten in einem Krankenhaus wieder das Leben lebenswert zu finden, sehr zum Leidwesen des Chefarztes, der ihn wo es geht abstraft und schließlich feuert. Doch Adams lässt sich nicht unterkriegen und schafft schließlich etwas schier Unmögliches, was ich hier allerdings nicht vorwegnehmen möchte.

Ein absolutes Must-Have-Seen, dieser Film! Ich wünsche jedem, der diesen Film gesehen hat, dass er von seiner Botschaft etwas in seinem Herzen behält. Denn Freude steckt an und kann unser aller Leben, gerade wenn wir Krisen zu bewältigen haben, enorm bereichern.

FSK 6 begrüße ich, denn auch gerade für unsere leider viel zu oft schon leidgeplagten Kinder ist dieser Film ein Lichtblick. Er zeigt auf, wie man durch innere Überzeugung und konsequentes Handeln sich und anderen ein lebenwerteres Leben ermöglichen kann! Aber auch ältere Leidensgenossen können von dem Streifen profitieren. Sein Leben kann man jeden Tag ändern. Adams übergibt uns hier einen wahren Diamanten!

Tolle Schauspiele, für US-Verhältnisse authentisch. Ton: Sprache könnte klarer und im Verhältnis zu Umgebungsgeräuschen lauter sein. Zuhörer mit Hörgeräten habe hier sicherlich Probleme zu differenzieren.