Etwas Besinnliches von mir zur Adventszeit:
Wir erleben es täglich, wie nicht wenige unter uns das Rad der Geschichte anhalten oder gar zurückdrehen wollen:
Wenn manche Wahrheiten nicht so schmerzhaft wären, könnte man damit ganz sachlich umgehen, sie beleuchten und von ihnen sogar lernen oder selbst kreativ werden. Leider ist der gewünschte sachlicher Diskurs nicht selten von Aggressionen ihrer traumatisierten Bewahrer überzogen, denn sie fürchten durch alles Neue um die Beständigkeit der eigenen Existenz oder den eigenen ‚guten‘ Ruf. Sie trauen einer 5 Milliarden Jahre alte Spezies nicht zu, sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Allein das zeigt schon das Maß ihrer Entrückheit vom Leben.
Wie mögen wir Menschen es nur bis heute hierher geschafft haben??
Ein Beispiel also dafür, wie Intelligenz für den Stillstand von Weiterentwicklung missbraucht wird.
Bei vielen Ärzten und Politikern ist dies leider auch so. Je höher der Posten, das Salaire und das Ansehen, desto mehr glaubt man zu verlieren zu haben. Weil das Training der Veränderung schon so lange nicht mehr betrieben wird, hat man irgendwann nichts sonst mehr, an das man sich noch klammern könnte. Diese Menschen sind dem Neuen ent-wöhnt weil völlig ver-wöhnt.
Dieses Verhaltensschema ist ganz besonders stark ausgeprägt bei Diktatoren, die freilich Neues scheuen, wie der Teufel das Weihwasser, aber auch bei einige ungefährlichen Träumern unter uns.
Am Ende geht diese Schwäche fast immer einher mit einem schwachen Selbstwertgefühl. Mord und Totschlag sind gelegentlich das letzte vermeintlich probate Mittel einer Art Endlösung, mit der die Umwelt auch über den eigenen Tod hinaus noch über die eigenen Schwächen hinweggetäuscht werden soll. Der Narzisst sorgt sich freilich auch noch um seinen Ruf und will vor seinem Ableben praktisch schon post-hum vorgreifen.
Wer wirklich offen für Neues ist, der muss nicht die ‚Chemische Wortkeule‘ rausholen, denn er kann Neues nicht nur ertragen, er interessiert sich geradezu brennend dafür, und das, ohne hochkommenden Gefühle gleich reflexartig in Abwehr oder Projektion zu kanalisieren, um sich für einige Minuten besser zu fühlen oder das Neue vermeintlich „besser zu verstehen“. Nein!
Er verfügt über die stärkste Waffe gegen den eigenen Untergang: Ein gesundes Selbstvertrauen. Das Neue ist für ihn freilich Programm! Er traut sich das Neue zu und geht offen darauf zu und mutig einen Weg der freien Veränderung, denn er lebt lebendig mit schlagendem Herzen im Einklang mit der Haltung des griechische Philosoph Heraklit, der vor rund 2500 Jahren schon erkannte:
„Das einzig Beständige ist die Veränderung“.
Nikolaus Hähnel am 14.12.2017