Bis einschließlich 16.09.2013 lief in unseren Kinos der Film „Der Fall Wilhelm Reich“. In der Hauptrolle mit Klaus Maria Brandauer. Reich ist für mich der genialste Kopf (Denker, „Fühler“, Magier, Wissenschaftler, Analytiker u. v. m. !!) des 20. Jahrhunderts. Wieso, das kann ich hier nicht wirklich in einem Satz sagen, aber vieles habe ich schon in anderen Artikeln über Reich geäussert.
Ich möchte in diesem Zuge auf ein interessantes und leichtes Einstigerwerk Reichs hinweisen, das des Menschen unendliche Kleinheit und seinen verwegenen, zerstörerischen Charakter darstellt, eine Art destruktiven Trieb, der aber nur sein Unwesen treiben kann, weil wir ein Bewußtsein besitzen, dass durch menschenverachtende Erziehung zum Schlechten manipuliert wird.
Diese Destruktion kenne wir aus dem 3. Reich und sie ist bis heute nicht von uns gewichen. Im Allgemeinen wie im Speziellen ist nur die Maske noch perfider, subtiler und perfekter geworden. In einer Welt in der Politiker eines späteren Nachkriegsdeutschland und Nachkriegs-Holocaust erneut ganz offen gemeinsame Sache mit Lobbyisten der Groß-Industrie machen, werden erneut ein Großteil der mühsam aufgebauten Werte unseres Volkes zunichte gemacht. Reich hat definiv Recht behalten und hat genau vorhergesehen (u. a. auch im Buch: Die Massenpsychologie des Faschismus) wie sich Parteien und Politiker zwangsweise nach ihrer Bildung bzw. ihrem Amtsantritt genau GEGEN das richten, für das sie im Ursprung sein wollen. Eine „Partei des Volkes“ wir eine „Partei gegen das Volk“. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich alles selbst zerstört, denn ein krankhafter Zug steckt im Menschen, das ist ein ihn sehr stark beherrschener Zwang andere Menschen kontrollieren zu müssen. Seine Angst vor dem Tod nimm irrationalerweise mit zunehmender Sicherheit immer größere Formen von Angst und Kontrolle an. Nordkorea ist ein Beispiel für extremste Angst seines Diktators und seinen Gefolgsleuten vor dem Leben. Da das Volk das Leben repräsentiert muss das Volk klein gemacht und notfalls bis in den Tod bekämpft werden. Auf dieser Ebene ist das Wort Kultur nichts als eine Worthülse.
Möglich wird diese Destruktion „von oben“ aber erst durch autoritäre Führungsstile, deren traumatische Folgen uns bereits durch viele Kriege in den Genen stecken und uns emotional hemmen. Genau hier setzen Obrige an, die wissen, wie die ängstliche Masse geteuert werden kann. Die Lösung kann nur darin liegen, Kinder zu mündigen und selbstbewußten Menschen zu erziehen. Alles andere ist Flickwerk, Symptombekämpfung und gern immer wieder modere Hexenjagd. Immer wieder muss ich an solchen Stellen Max Planck zitieren: „Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist.“
Mit der Wahrheit sind in dieser verblendeten Gesellschaft wohl die wenigsten vertraut!
Doch zurück zum Buchtipp:
So hält die Menschheit, statt ihr Paradies anzunehmen, sich permanent in einem Kreislauf ständigen Elends. Das Werk heiss „Die Rede an den Kleinen Mann“. Reich spricht damit den Großteil der Menschheit an. Es können meiner Meinung nach noch nicht einmal 0,1% der Bevölkerung sein, die nicht in die Kategorisierung „Kleiner Mann“ fallen, so selten dürften andere Menschen sein, die sich selbst gefunden haben.
Hier der Text zu verstehen als vom Autor Jürgen Fischer geschriebene Fortsetzung auf dieses Buch von Wilhelm Reich.Sehr interessant, weil er aktuelle Umstände unseres Lebens mit einbezieht, damit wird die Aussage Reichs noch einmal auf unsere Gegenwart bezogen und für viele möglicherweise leichter verständlich.
Quelle: www.orgon.de Herausgeber: Fischer-ORGON-TechnikKapitel 19 des Buches „Wie man den Verstand verliert“ von Jürgen Fischer veröffentlicht auf www.orgon.de Hör nochmal zu, |
Es war das Ergebnis der inneren Stürme eines Naturforschers und Arztes, der jahrzehntelang zunächst mit Naivität, dann mit Staunen und schließlich mit Entsetzen erlebte, was der kleine Mann aus dem Volke sich selbst antut; wie er leidet, rebelliert, seine Feinde verehrt und seine Freunde mordet; … Die `Rede‘ war die stille Antwort auf Geschwätz und Diffamierung. (Wilhelm Reich, Rede an den kleinen Mann, S. 3) |
Nun spreche ich (Jürgen Fischer) zu dir, kleiner Mann*, denn die Rede, die Reich an dich vor 62 Jahren richtete, ist heute immer noch so aktuell wie damals. Er konnte 1947 nicht ahnen, dass die Kampagne, die du damals gestartet hast, sein Ende sein würde: du hast seine Forschungen verfälscht, seine Bücher verbrannt, alle seine Geräte zerschlagen und schließlich ihn selbst unter einem formalen Vorwand ins Gefängnis geworfen. Er starb im Gefängnis an gebrochenem Herzen. Du hast ihm das Herz gebrochen. Es geschah eine Woche, bevor er entlassen werden sollte.
* Das, was ich dir hier sagen werde, ist hart, es ist die ungeschminkte Wahrheit über dich, den kleinen Mann. Aber ich möchte, dass du verstehst, dass ich hier keine „Schuld“ verteilen will. Es geht nicht um Schuld oder Strafe oder Reue. Es geht um Wissen. Denn der Mensch, der dies liest, ist viel, viel mehr als dieses reduzierte Bild von einem Menschen, das sich aus der Identifikation mit dem Verstand ergibt. „Der kleine Mann“ ist nur dieser Teil, der nicht versteht, dass jeder Mensch das Universum ist, das sich seiner selbst bewusst wird. Jeder Mensch ist schon das Ganze, voller Schönheit, Würde, Güte; jeder Mensch trägt den göttlichen Glanz in die Welt. Und das ist schon so, es ist keine Möglichkeit, die irgendwann in der Zukunft erreicht werden könnte. Wenn du – du, der das hier liest – das nicht weißt und als tiefe Wahrheit fühlst und lebst, dann deshalb, weil du dem „kleinen Mann“ in dir glaubst und dich mit ihm identifizierst. Und mit diesem kleinen Mann rede ich jetzt.
„Ich bin nicht dafür verantwortlich“, sagst du? Doch, das bist du, denn dieses „du“, das dies hier liest, ist kein einzelner Mensch. Du bist identifiziert mit dem Ego, dem Netzwerk aus Identifikation mit Form, mit Dingen, mit Gedanken. Du bist das Ego, das die Weltherrschaft übernommen hat. Jeder Mensch, der sich mit dem Ego identifiziert, ist Teil dieses Netzwerkes und ist gleichzeitig das ganze.
Es gibt diverse Weltverschwörungstheorien, die behaupten, wir werden von dunklen Mächten beherrscht, von den Illuminaten, den Rockefellers, den Skulls oder einer Clique von Kapitalisten. Mach dir nichts vor, kleiner Mann. Du bist es selbst. Es ist keine Verschwörung nötig, um dich zu beherrschen und zu unterdrücken. Du bist an der Macht, und du benutzt diese Macht schlecht, denn du benutzt sie, dich selbst auszubeuten und andere kleine Männer zu vernichten.
Alleine im letzten Jahrhundert hast du über 150 Millionen Menschen umgebracht, in Kriegen und Massenvernichtungen. Du hast Kinder in Lagern vergast, Atombomben auf schlafende Großstädte geworfen. Du hast Menschen umgebracht, weil sie schwarz oder weiß waren, weil sie dem Stamm der Hutu oder Tutsi angehörten oder weil sie östlich oder westlich der Elbe lebten. Das ist Wahnsinn, dein Wahnsinn, kleiner Mann.
Und wenn ich „kleiner Mann“ sage, meine ich auch dich, kleine Frau. Du wirst zwar von kleinen Männern unterdrückt, aber deine Söhne erziehst du so, dass auch ihnen nichts anderes übrig bleibt, als ihre Frauen und Töchter wieder genauso schlecht zu behandeln. Du bist genauso ein Teil dieses Systems kleiner Männer und Frauen. Es sind kleine Frauen, die lebendigen kleinen Mädchen unter unsäglichen Schmerzen auch heute noch die Klitoris abschneiden und die Scheide zunähen um sie auch zu kleinen Frauen zu machen.
„Ich bin trotzdem nicht dafür verantwortlich, ich bin strikt gegen solche unmenschliche archaische Riten“, sagst du. Ich will dir beweisen, dass du verantwortlich bist, denn ich kenne dich, weil ich mich kenne. In mir ist auch ein kleiner Mann. Aber ich habe ihn erkannt und er stirbt. Denn ich nehme ihm seine Lebensgrundlage: nicht erkannt zu werden. Das Erkanntwerden ist sein Ende.
Tausenden von kleinen Jungen – in den USA über 50% der Neugeborenen Jungen – wird auch heute noch die Vorhaut abgeschnitten – unter fadenscheinigen religiösen Gründen. Denkst du, das Ritual ist nicht so grausam wie das der Mädchenbeschneidung? Dann sieh dir bei YouTube Filme über „circumcision“ an. Hör die gellenden Schmerzensschreie der kleinen Jungen, wenn diese Amputation ohne Narkose an dem am Baby-OP-Tisch festgeschnallten Kind zelebriert wird. Es gibt immer noch kleine Ärzte, die scheinmedizinische Gründe für dieses „unmenschliche archaische Ritual“ finden. Der Unterschied zur Mädchenbeschneidung, die immer noch vor allen in Afrika durchgeführt wird, ist zwar erheblich, aber der Zweck ist derselbe: die Kinder sollen sich nicht selbst befriedigen können, sie dürfen keine Lust in ihren Lenden spüren. Und wenn, sollen sie Schmerzen dabei empfinden, wenn das empfindlichste und sensibelste Körperteil, das nur für die Lustentfaltung da ist, ungeschützt an der groben Hose reibt. Es wird dann unsensibel, weil die feine Haut der Eichel verhärtet. Um zu Onanieren braucht der Junge nun Spucke oder Gleitcreme und das geht nicht mal eben so nebenbei im Autobus. Prüderie in ihrer abscheulichsten Form ist der einzige Grund dafür. Du weißt das, der Rabbi weiß das und alle Gäste auf der Beschneidungsfeier wissen das. Aber du, kleiner Mann, der du gegen „unmenschliche archaische Riten“ bist, gehst als Gast auf diese Feier und wirst nichts dagegen sagen, denn man könnte dich ja für einen Antisemiten halten.
Kannst du dir Vorstellen, kleiner Mann, dass dieser Ritus vor langer Zeit eingeführt wurde, um die Beschneidung der Mädchen zu rechtfertigen unter dem Vorwand: alle Kinder werden beschnitten?
Jahrtausendelang hast du deine männlichen Sklaven kastriert. „Ich bin strikt gegen Sklaverei“, höre ich dich sagen. Bist du schon einmal in einer Bar gewesen und hast die Mädchen lüstern angesehen, die für dich nackt an einer Stange oder in einem Käfig tanzen? Und wenn du dir das nicht leisten kannst oder wenn du das moralisch ablehnst, hast du deinen Chef oder deinen Geschäftspartner dafür kritisiert, dass er in solche Bars geht? Und wer bezahlt die vielen Sexsklavinnen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in Bordells arbeiten? Du bist es, kleiner Mann. Und wer meint, sich unter solch unwürdigen Bedingungen verkaufen zu müssen? Das bist du, kleine Frau.
Kaufst du billige Baumwollhemden aus Indien oder schicke billige Sneakers aus China? Freust du dich, dass dein DVD-Rekorder nur 29,- Euro gekostet hat? Wie glaubst du, kommen diese Billig-Produkte zustande? Du sagst, du bist gegen Sklaverei und Kinderarbeit. Nein, kleiner Mann, du weigerst dich nur, hinzusehen. Du bist dagegen, dir einzugestehen, dass Millionen Sklaven für dich arbeiten.
Ich sage dir ein Geheimnis, das du nicht hören willst: du bist für alles verantwortlich, was in deinem Bewusstsein auftaucht. Mach die Tagesschau an: alles, was du da siehst, hast du gemacht. Nicht zu einem Teil von 1 zu 7 Milliarden, sondern zu 100%. Ich weiß, dass du das nicht glaubst. Es ist dennoch wahr. Mir ist egal, was du glaubst, denn ich will dir keinen Glauben geben. Ich will von Tatsachen reden und du kannst sie erkennen oder auch nicht. Wenn du die Augen verschließen willst, kannst du das tun und noch eine weitere Runde durch das Leiden drehen. Du wirst so lange leiden, bis du die Verantwortung übernehmen willst – freiwillig. Du hast die Augen so lange zugemacht – jahrtausendelang – und du hast dein Recht auf Leiden bisher erfolgreich verteidigt. Ist es nicht Zeit, damit Schluss zu machen?
Vor 2600 Jahren hat ein großer Mann dich entdeckt und zum ersten Mal erfolgreich besiegt. Die Botschaft war so einfach: in dir ist ein großer Mann, jeder Mensch ist bereits vollständig erleuchtet, du weigerst dich nur, das zu erkennen. Er hat dir detailliert beschrieben, wie das Leiden funktioniert und wie du es beenden kannst. Du brauchtest noch nicht einmal etwas Besonderes zu tun: nur zuhören und verstehen.
Was hast du aus dieser Botschaft gemacht, kleiner Mann? Du hast eine Religion daraus gemacht und die Asche des großen Mannes als Reliquien verehrt. Du hast ein System von sinnlosen Übungen geschaffen, um dein „Karma zu reinigen“ und dir eingeredet, dass du nur soundso viele Leben hindurch diese Übungen zu machen brauchst, um dann endlich so viel „Verdienst angesammelt“ zu haben, dass du dir das Recht auf Erleuchtung erworben hast. Alle anderen landen in der Hölle oder werden als Geister oder Tiere wiedergeboren. Du bist betrogen worden, kleiner Mann. Es funktioniert nicht. Du bist in der Zukunft nicht mehr oder weniger erleuchtet als heute.
Ich sage dir noch ein Geheimnis, kleiner Mann, das du sicher auch nicht hören möchtest: es gibt keine Zukunft. Es gibt auch keine Vergangenheit. Und das ist keine philosophische Spielerei, sondern bittere und süße Wahrheit: Erst wenn du das weißt, weil du es selbst erlebst, bist du kein kleiner Mann mehr.
Mit einem anderen großen Mann, der dir vor 2000 Jahren gesagt hat, dass du selbst göttlich bist und dass du das Himmelreich auf Erden verwirklichen kannst – nicht in einer imaginären Zukunft, sondern heute – bist du schlecht umgegangen: du hast ihn gefoltert und an einem Holzkreuz verrecken lassen, weil du seine Botschaft nicht hören wolltest. Dann hast du daraus wieder eine Religion gemacht und die Splitter seines Kreuzes als Reliquien verehrt. Du hast ein System von sinnlosen Übungen geschaffen und „Ablassbriefe“ verkauft, um die Seele von der Sünde zu reinigen und dir von anderen kleinen Männern einreden lassen, dass du nach dem Tod im Fegfeuer geläutert wirst und irgendwann mit allen Gläubigen wieder zum ewigen Leben erweckt wirst. Alle anderen landen in der Hölle. Du hast Millionen Menschen in Gottes Namen umgebracht, um sie mit Gewalt zu bekehren und seine Botschaft der Liebe in ihr Gegenteil verkehrt: du hast dafür gesorgt, dass deine Kinder nicht in der Lage sind, die Liebe in ihren Körpern ohne Schuldgefühle zu erleben. Den Mord an Christus wiederholst du in jedem Kind, das du kritisierst, demütigst, schlägst oder missachtest, weil du glaubst, dass du als Erwachsener mehr Rechte hast, als ein Kind.
Du bist von deinen Eltern und anderen kleinen Männern zum Krüppel gemacht worden und tust dasselbe mit deinen Kindern. Die Methoden ändern sich, die Wirkung bleibt dieselbe: heute verkrüppelst du sie mit Pornofilmen, die sie mit ihren Handys austauschen, mit Desinteresse und emotioneller Verwahrlosung, mit Flatrate-Saufereien, mit sinnlosem Leistungsdruck und du suggerierst ihnen, dass sie etwas Besonderes sind, wenn sie Markenklamotten tragen.
Ich will dir noch ein Geheimnis verraten: es gibt dich nicht. Du bist ein „Papierdrache“, ein lächerlich aufgeblasenes Konstrukt aus Gedanken, das in den Köpfen aller Menschen existiert, die an dich glauben. Und ich weiß auch, wo du bist: du sitzt in einem erdnussgroßen Teil des Gehirns in der oberen linken Gehirnhälfte, im Sprachzentrum. Dort machst du Geschichten. Du denkst dir Storys aus und der Mensch, in dem du dich versteckst, glaubt dann, er sei du, er glaubt an die Story, die du ihm zuflüsterst. Du machst deinen Menschen zu einem kleinen Mann. Eine große Frau, Jill Bolte Taylor, hat das zufällig entdeckt, als genau dieser Teil ihres Gehirn in einem Schlaganfall zeitweilig außer Funktion gesetzt wurde.
Kennst du die Fernsehserie „Stargate“? Wenn nicht, dann sieh‘ sie dir an. Darin kämpfen die Menschen mit den „Goa’Ulds“. Das sind reptilienähnliche Larven, die sich im Menschen einnisten. Dieser Mensch, der „Wirt“ lebt dann die Persönlichkeit des Goa’Uld und muss ohnmächtig zusehen, was mit ihm geschieht. Die Goa’Ulds sind grausam, machtgierig, inhuman – und sie lassen sich als Götter verehren. Du bist ein Goa’Uld, kleiner Mann, der Mensch, in dem du dich eingenistet hat, ist besessen von einer solchen Larve, ohne es zu wissen. Sie sitzt in seinem Sprachzentrum und denkt, er sei es selbst, der denkt, spricht und handelt. So naiv und banal diese Fernsehserie auch sein mag – hier wird die Wahrheit über das Wesen des Ego als modernes Märchen dargestellt.
Die Geschichten, die du dir ausdenkst, sind komplex. Sie umfassen deine Lebensspanne, die du dir als „dein Leben“ denkst. Sie umfassen auch die Geschichte deines Landes und dann denkst du, du seiest ein Deutscher, ein Russe oder ein Iraker. Sie umfassen deine Rasse und du denkst, du seiest ein Weißer, ein Schwarzer oder ein Chinese. Du denkst, du bist Christ, Moslem oder Buddhist. Du denkst, du seiest Rechtsanwalt oder Gewerkschaftssekretär oder SPD-Mitglied. Und all diese Geschichten, die du glaubst, füllst du mit Rollenspielen aus. Du handelst so, als wären diese Geschichten real. Und du gibst das wertvollste, was du hast, für diese banalen Geschichten her: dein Leben, dein wirkliches Leben. Die Geschichten, die du zelebrierst, sind noch banaler als die Fernsehserien, die du dir ansiehst.
Weil es dich nicht wirklich gibt, musst du deine Existenz ständig beweisen. Du hast Angst, kleiner Mann, fürchterliche Angst, dass das herauskommen könnte. Du fühlst dich schrecklich alleine, denn obwohl du dich mit dem großen Weltego identifizierst, fühlst du, dass es dich nicht wirklich gibt. Du bist ganz alleine dem riesigen Kosmos ausgeliefert. Was fühlst du, wenn du dir überlegst, wie groß diese Erde ist, auf der neben dir fast sieben weitere Milliarden kleine Männer und Frauen leben? Was fühlst du angesichts der unendlichen Weite des Weltalls, dem du gegenüberstehst – ganz alleine? Du bist getrennt von all dem und kämpfst an deinem Platz um dein Leben, lernst einen Beruf, suchst dir einen Partner, ziehst Kinder auf und wirst immer älter. Ist das alles, ist das wirklich alles, was du willst?
Weil du so schrecklich alleine bist und Angst hast, scharst du einige Menschen um dich, andere kleine Männer und ihr nennt euch „wir“. Es ist deine Familie, deine Freunde – vielleicht 10, 20 oder 30 Menschen. Dann gehst du in einen Verein, damit dieses „wir“ größer wird. Und um zu beweisen, dass es dich gibt, schaffst du dir Feinde. Feinde sind dir wichtig, sie gehören zu deiner Geschichte. Es sind einige Menschen dabei, mit denen du Streit hast. Aber es sind vor allem andere kleine Männer, die du überhaupt nicht kennst. Wenn du konservativ bist, sind es „die Roten“. Wenn du ein Gewerkschafter bist, sind es „die Bosse“. Wenn du Deutscher bist, sind es „die Islamisten“ oder „die Terroristen“. Die Feinde sind austauschbar: vor 100 Jahren waren es „die Franzosen“, vor 50 Jahren „die Sowjets“. Verachtest du noch „die Pollacken“? Sie sind in der EU und in 20 Jahren wird niemand mehr auf die Idee kommen, dass uns „die Flut aus dem Osten“ überrollen könnte. Vielleicht wollen dann die Deutschen nach Polen auswandern.
Wie machst du diese Feinde? Du gibst ihnen Namen, die sie entmenschlichen: du nanntest sie vor 65 Jahren noch „Untermenschen“ und hast zugesehen, wie deine Nachbarn ins Todeslager abtransportiert wurden. Du hast dir eingeredet, sie würden „nur umgesiedelt“ und dann hast du dir ihre schicke Wohnung, ihre Möbel und ihre Firma zu einem Spottpreis unter den Nagel gerissen. Aber du machst es auch in deinem persönlichen Umfeld: Du nennst deine Frau eine Hure, weil sie sich in einen anderen Mann verliebt hat und nimmst deinen Kindern die Mutter. Du machst deinen Mitmenschen zu einer Schablone, einem leblosen Ding, indem du ihm Namen gibst, weil du ihn dann als ein Ding bekämpfen kannst. Einem Verräter, einem Kriminellen, einem Lügner, einer Hure, einem Scheisskerl darfst du alles nehmen, weil er es verdient hat, schlecht behandelt zu werden. Er ist ein Ding, kein Mensch. So denkst du, kleiner Mann.
Weil du trotzdem weißt, was unrecht ist und was nicht, weil du ahnst, dass deine ausgedachte Existenz klein und unbedeutend ist, weil du fühlst, dass es dich gar nicht gibt, machst du dich größer als du bist. Du kaufst dir ein besseres Auto als dein Nachbar – bis der dasselbe tut, dann ärgerst du dich. Weil du anderen kleinen Männern zeigen willst, wie wichtig du bist, besorgst du dir einen Titel und nennst dich „Prof. Dr.“ und gründest ein Institut mit einem sehr gewichtigen, wissenschaftlich klingenden Namen.
Du „machst Karriere“ kleiner Mann. Du glaubst, immer besser, reicher, schlauer als andere sein zu müssen. Du vergleichst dich mit anderen, weil du dich dann größer fühlst. Das hält nur für kurze Zeit an. Dann brauchst du wieder etwas Neues, um dich aufzuwerten. Und wenn das nicht funktionierst, fühlst du dich kleiner, schlechter, minderwertiger als andere kleine Männer. Doch auch damit kannst du dich hervortun. Du beklagst dich dann. Sich beklagen ist dir eine wichtige Tätigkeit. Denn wenn du dich beklagst, bist immer du im Recht, die anderen sind im Unrecht. Selbst das Wetter ist im Unrecht, wenn du dich darüber beklagst.
Dein Leben gefällt dir nicht, kleiner Mann. Deshalb gibt es immer etwas, was du erreichen willst. Und so geht das meiste deiner Kraft dafür drauf, die Zukunft zu planen. Du glaubst, wenn dies oder das geschieht, wird es dir besser gehen. Doch wenn du es vielleicht tatsächlich erreicht hast, planst du schon wieder die Zukunft, denn das Erreichte genügt dir nie. Ich sagte dir schon: es gibt keine Zukunft. Du lebst immer jetzt. Doch das Jetzt kannst du nicht fühlen. Du glaubst, der Sinn des Lebens läge in den kurzen Momenten der Erfüllung deiner Wünsche: wenn du Sex hast, wenn du einen Geschäftsabschluss gemacht hast, wenn du Urlaub hast. Das ist nicht das Jetzt. Das ist die Bestätigung des Ego. Das sind die Momente, in denen der kleine Mann glaubt, ein Stück gewachsen zu sein. Ich sage dir noch etwas: mit jeder dieser Bestätigungen schiebst du die Erkenntnis, wer du wirklich bist, ein Stück weiter von dir weg. Sie sind das Gift, mit dem das Ego dich ködert.
Die Geschichten, die du dir ausdenkst, wiederholst du ununterbrochen in deinem Kopf. Du bist wie die alten verrückten Männer, die an der Bushaltestelle stehen und mit sich selbst sprechen. Du tust genau dasselbe, du tust es nur leise, kleiner Mann. Du sagst: „Was ich denke, geht keinen etwas an.“ Doch, kleiner Mann. Dich und mich geht es etwas an. Mit diesem Geplapper fütterst du dein Ego. Es ist das Zwiegespräch, das dein Goa’Uld in dir mit dir führt. Die Fähigkeit zu denken ist eine schöne Sache, sie ist die Eigenschaft, die das Menschentier zum Herrscher über diesen Planeten gemacht hat. Aber es hat sich längst verselbständigt. Was ist die Weltbank, die Internationalen Konzerne, was ist der Präsident der USA, was ist die Bundesrepublik Deutschland, was ist Geld, Schulden, das Internet? Das sind alles nur Gedanken. Gemeinsame Gedanken, die so mächtig wurden, das alle kleinen Männer sie für „die Realität“ halten.
Die Realität, kleiner Mann, das ist die Amsel, die gerade vor deinem Fenster singt, das ist die Bewegung deiner Augen, wenn du dies liest, das Gewicht deines Hinterns auf dem Stuhl, auf dem du sitzt. Das alles und viel mehr ist das Leben, das du jetzt lebst. Vor allem ist es die Lebensenergie, die in dir und in deinen Kindern pulsiert. Doch dir ist das nicht wichtig. Du denkst daran, was du deiner Tochter sagen wirst, weil sie wieder zu spät nach Hause kommt. Du denkst daran, was deine Kollegin gestern gesagt hat, was dich schrecklich geärgert hat und was du ihr morgen deswegen erwidern wirst.
Du weißt nicht, was dein Leben ist, deshalb denkst du dir eines aus. Weißt du wie Hypnose funktioniert? Es ist ganz einfach: jemand, der weiß, wie du funktionierst, führt dich ganz einfach in einen kurzen gedankenfreien Augenblick. Dann übernimmt er die Rolle deines Goa’Ulds: er suggeriert dir nun seine Gedanken. Und weil du das gewohnt bist, fällt dir in dieser Situation überhaupt nicht auf, dass das, was gesagt wird, nicht mehr aus deinem Kopf kommt, sondern vom Hypnotiseur. Nun, da du es gewohnt bist, kritiklos zu tun, was diese Stimme von dir will, gehorchst du. Die Stimme sagt dir, dass du ab sofort die Zahl „fünf“ nicht mehr kennst und du zählst: „eins, zwei, drei vier, sechs, sieben…“ Auch nach der Hypnose. Dir fällt noch nicht einmal auf, dass du die Zahl fünf nicht mehr kennst und wenn dich jemand fragt, wie viele Finger du an deiner Hand hast, wirst du sechs Finger an jeder Hand haben. Diese Übung funktioniert mit fast allen Menschen. Kannst du dir nun vorstellen, was das Geplapper in deinem Kopf mit deinem Leben macht? Dein Leben ist eine ausgedachte Geschichte, an die du glaubst. Und wenn der Hypnotiseur seine Arbeit gut kann, ist es durchaus möglich, dir eine komplette neue Geschichte zu suggerieren, an die du glaubst – bis dein eigener Goa’Uld wieder mit seiner alten Story die Macht an sich gerissen hat.
Das ist deine Freiheit, auf die du so gerne pochst, an die du dich klammerst, an die du glaubst. Deine Freiheit sind die Gedanken, die andere kleine Männer dir schon längst vorgedacht haben.
Du sagst empört: aber ich bin eine eigenständige Person. Weißt du, was der Begriff „persona“ bedeutet? Er bezeichnet die Maske der Schauspieler, die im alten Rom auftraten. Deine Persönlichkeit ist eine Maske, hinter der sich dein Leben verbirgt.
Weil du dich so unvollkommen fühlst, identifizierst du dich mit Dingen, die du als „mein Ding“ bezeichnest. Nimm einen kleinen Kind ein Spielzeug weg, das es als „mein Spielzeug“ angenommen hat und du erlebst, wie stark diese Identifikation schon ist. Es brüllt vor Schmerzen, denn es fühlt den Verlust so, als würde ihm ein Glied vom Körper abgeschnitten. Später ist es „meine Frau“, „mein Haus“ aber auch „meine Meinung“, „mein Glaube“, denn auch Gedanken sind Dinge. Wie oft hast du dich schon gestritten, weil jemand deine Überzeugung angegriffen hat? Oder du hast dich beleidigt zurückgezogen, aber nur, weil du Angst hattest, du würdest im Streit unterliegen. Du glaubst, diese Dinge sind ein Teil von dir, kleiner Mann, deshalb versuchst du, so viel zusammenzuraffen, wie es dir nur möglich ist. Und immer wieder glaubst du: wenn du dies oder jenes bekommst, dann wird es mir gut gehen, dann bin ich größer, wichtiger, wertvoller. Dann werde ich endlich meine Angst verlieren, denkst du, kleiner Mann.
Doch auch die Zukunft macht dir Angst, kleiner Mann. Vielleicht werden die Dinge weniger, vielleicht verlierst du dein Haus, deine Frau, dein Ansehen. Und dann? Du weißt, irgendwann wird die Zukunft dich vernichten. Du wirst mit Sicherheit sterben. Morgen, in drei Monaten oder in fünfzig Jahren. Dann bist du alles los, denn all die schönen Dinge kannst du nicht mitnehmen. Du wirst so nackt gehen wie du gekommen bist, ja mehr noch, denn der Körper, mit dem du dich identifiziert hast, wird dir auch noch genommen. Auch er ist eines der Dinge, die du „besitzt“. „Ich habe einen Körper“ sagst du und du glaubst tatsächlich, dass der Körper das ist, was unten an dir herunterhängt. Das ist nur dann richtig, wenn du der Goa’Uld bist, der oben im Gehirn sitzt und von dem du glaubst, dass du er bist.
Du machst dich selbst zu einem Ding und dann hast du eine Beziehung mit dir selbst. Das ist verrückt, denn du lebst tatsächlich so, als wärst du zwei. Es ist das, was du für normal hältst, kleiner Mann.
Die Zukunft, für die du so leidenschaftlich kämpfst, macht dir gleichzeitig Hoffnung und Angst. Das zerreißt dich, denn du verwendest deine Energie gleichzeitig für zwei entgegen gesetzte Ziele: du willst die Zukunft erreichen, die du erträumst – und die Zukunft, die du fürchtest, willst du vermeiden. Und damit erreichst du gar nichts. Selbst den kleinen Erfolg, den du haben könntest, machst du so immer wieder zunichte.
Weil du so sehr mit der Zukunft beschäftigt bist, kannst du das Jetzt nicht sehen. Die Geschichte, die du dir ausgedacht hast, begann in der Vergangenheit und du spinnst sie in die Zukunft weiter. Das Jetzt ist für dich nur der Punkt, an dem sich Vergangenheit und Zukunft treffen.
Du bist so sehr mit Gedanken beschäftigt, dass du gar nicht bemerkst, dass das Leben nur im Jetzt stattfindet. Die alten Germanen haben nicht in der Vergangenheit gelebt. Sie lebten jetzt. Und deine Urenkel werden nicht in der Zukunft leben. Sie werden jetzt leben. Wahrnehmen, fühlen, ja auch denken kannst du nur jetzt.
Aber du bist in deinen Gedanken verloren gegangen, kleiner Mann. Du ängstigst dich, du ärgerst dich, du planst, rechtfertigst, greifst an und verteidigst dich – ununterbrochen. Dafür lebst du. Das tust du viele Stunden am Tag, eigentlich immer. Und du hältst das für schrecklich wichtig. Kannst du dich erinnern, worüber du gestern auf der Fahrt zur Arbeit so intensiv nachgedacht hast? Vielleicht. Aber als du dich vor zwei Wochen einen ganzen Tag lang geärgert hast – was war das noch? Und wie wichtig sind diese Gedanken heute, jetzt? Deine Gedanken von gestern sind für dich so uninteressant wie die Tageszeitung von gestern. Natürlich denkst du nie an die Grübeleien, mit denen du die vergangenen Tage verbracht hast. Und trotzdem machst du heute weiter, auch wenn diese Gedanken dich keinen Schritt weiter bringen. – Doch sie bringen dich fort. Fort von dir selbst. Die Gedanken sind unbewusst. Du glaubst, sie seien dir bewusst, denn im Augenblick, wenn du sie denkst, dann weißt du, was du denkst. Wirklich? Du willst gar nicht, dass sie dir bewusst werden. Du willst sie sofort vergessen und weitere Gedanken denken. Du bist süchtig nach denken, kleiner Mann.
Was hat dieser ständige innere Monolog für einen Sinn? Frag dich das, kleiner Mann, du wirst keinen Sinn darin finden. Du wirst feststellen, dass es verrückt ist. Das ist ein guter Anfang.
Wilhelm Reich schrieb einst:
Ich sage dir kleiner Mann: Du hast den Sinn für das Beste in dir verloren. Du hast es erstickt und du mordest es, wo immer du es in anderen entdeckst, in deinen Kindern, in deiner Frau, deinem Mann, deinem Vater und deiner Mutter. Du bist klein und willst kein bleiben, kleiner Mann. Woher ich das alles weiß, fragst du? Ich will es dir sagen: Ich habe dich erlebt, mit dir erlebt, dich in mir erlebt, dich als Arzt von deinen Kleinlichkeiten befreit, als Erzieher dich oft auf den Pfad der Geradheit und Offenheit geführt. Ich weiß, wie sehr du dich gegen die Geradheit wehrst, welche Todesangst dich befällt, wenn du deinem wahren echten Wesen folgen sollst. Du bist nicht nur klein, kleiner Mann, du hast, ich weiß es, deine `großen Augenblicke‘ im Leben. Du kennst `Aufschwung‘ und `Erhebung‘. Doch du hast nicht die Ausdauer, deinen Aufschwung immer höher zu schwingen, deine Erhebung dich immer höher tragen zu lassen. Du hast Angst zu schwingen, du hast Angst vor Höhe und Tiefe. Das hat dir schon Nietzsche viel besser als ich gesagt. Aber Nietzsche sagte dir nicht weshalb du so bist. Er wollte dich zum Übermenschen erheben, um den Menschen in dir zu überwinden. Sein Übermensch wurde zu deinem `Führer Hitler‘. Und du bliebst der `Untermensch‘. Ich will, daß du aufhörst, Untermensch zu sein und daß du `du selbst‘ wirst. `Du selbst‘ sage ich! Nicht die Zeitung, die du liest, nicht die Meinung des bösen Nachbarn, die du hörst, sondern `du selbst‘. Ich weiß, du weißt nicht, was und wie du wirklich zutiefst bist. Du bist zutiefst, was ein Reh, dein Gott, dein Dichter, dein weiser Mann ist. Du aber glaubst, daß du ein Mitglied der Kriegsveteranen, des Kegelklubs oder des Ku-Klux-Klans bist. Und da du dies glaubst, handelst du so, wie du eben handelst. (Wilhelm Reich, Rede an den kleinen Mann, S. 20/21) |
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