Aus der lebendigen Praxis
Schon der Philosoph Wolfgang Theodor Wiesengrund Adorno wusste es: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen!“
Das was wir in unserer „Gesellschaft“ als leben bezeichnen ist in den meisten Fällen eine Verbiegung, denn das urtümliche Leben kennen wir nicht mehr, weil es uns niemand mehr vorgelebt hat. Seit der Industrialisierung ist ein solches richtiges Leben nicht mehr möglich, wenn doch, dann handelt es sich um eine große Ausnahme. Doch viele merken, dass etwas nicht stimmt, dass die Unzufriedenheit zwangsläufig mit unseren Aktionen im Alltag zu tun haben. Einige, die vehement und ohne es müde zu werden, dran bleiben in sich zu gehen, in sich zu forschen, ihrer innere Stimme wieder eine Lobby zu geben, ebenso dem eigenen Körper und dem Rest eigenen Empfindens, jene können es schaffen sich immer sicherer zu werden, dass das, was sie selbst fühlen, empfinden, emotional wie körperlich, real und richtig ist. Damit legen Sie die Grundlage für eigene Integrität. Denn ab diesem Punkt ist nicht mehr das relevant, was sein sollte und was „man“ zu fühlen oder zu denken hat, ab diesem Punkt geht alles erst einmal durch eine Art „Selbstfilter“, was konstatiert, wie sich etwas anfühlt und dann die Entscheidung, ob dieses „etwas“ sich gut oder weniger gut oder gar schlecht anfühlt. Diese Prüfung wird schließlich immer relevanter für die eigene Entscheidungsfindung.
Aussteigen aber wie? Diese Frage stellt Gerhard Schönauer, ein österreichischer Aussteiger, der dazu eine Anleitung schrieb über etwas, das er selbst umgesetzt hatte, das Aussteigen aus dem Hamsterrädchen unserer Gesellschaft. In seinem Buch spricht Schönauer aus seiner lebendigen Praxis. Alles was er schreibt, lebt er und hat er erlebt. Meines Wissens der beste praktische Ratgeber im deutschsprachigen Raum. Schönauer spricht mir aus dem Herzen, insbesondere räumt er mit den verlogenen Klischees unserer Gesellschaft auf, in die wir im Grunde fast alle verstrickt sind und bereichert seinen praktischen Ratgeber um die Sicht der Dinge auf das Wesentliche. Denn ohne Minimalismus ist ein Ausstieg nicht möglich. Man muss der Geld- und Arbeitssucht abgeschworen haben. Schönauer erkennt auf natürlichem Wege, ohne tief in die psychoanalytische Kiste greifen zu müssen, dass wir uns mit dem Alltagsgeschen nur vom wesentlichen Leben ablenken. Letztlich sind Liebe, Achtung vor dem Leben auf diesem Planten, Achtsamkeit, Ruhe, Gemeinsamkeit nur möglich, wenn wir sehr genügsam sind. In unserem hektischen Alltag fallen die meisten Herzensdinge, die wir uns seit Kindesbeinen an wünschen, dem kollektiven Stress anheim, von dem nur einige wenige profitieren, die obersten 10.000, die ohnehin verlernt haben, was natürliche Schönheit ist. Schönauer beschreibt ungeschminkt alle Fallstricke des Aussteigens aber auch wie überflüssig die meisten Dinge sind, für die wir uns abmühen, und dass es Mut braucht, den Schritt auszusteigen zu wagen, dass aber auch der Arbeitsaufwand überschaubar ist, wenn man diesen Schritt einmal gewagt hat und gut geplant sehr konsequent so minimalistisch lebt.
Immer mehr Menschen besinnen sich auf das Wesentliche im Leben. Oft, wenn sie im mittleren Alter einen schweren Schicksalsschlag ob gesundheitlicher, beruflicher oder partnerschaftlicher Art ein letztes mal aufrüttelt.
Eine Sichtweise, die vornehmlich von Erfahrung geprägt ist, und von der negativen Erfahrung, wie das Leben eben nicht sein sollte. Meine Rezension bezieht sich auf die veröffentlichte Internet-Online-Version seines Buches