Ursprünglich wurde das Album unter „Herb Alpert and the Tijuana Brass“ veröffentlicht. Wieso man dies jetzt auf „The Ninth“ abänderte bei der Neuauflage als CD, muss wohl mit modern-blödsinnigem Marketing-Gedönsrat zu tun haben, oft kann ich solche Verschlimmbesserungen nicht anders bezeichnen, wenn man versucht das Rad ständig neu zu erfinden. Die Bibel heisst auch heute noch Die Bibel.
Doch nun zu meiner Rezension des Albums:
Geniale Musik, Wiedergabe eines Lebensgefühls
Diese „Scheibe“ habe ich in den 1960er Jahren als 8 Jähriger schon oft mehrmals im Monat aus dem Plattenschrank meiner Eltern geholt und abgespielt, bis ich fast jeder einzelne Note auswendig kannte. Diese LP steht heute in meinem Plattenschrank.
Die Musik von Herb Alpert hatte mich schon als Kind sehr schnell in ihren Bann geschlagen. Schnörkellose und authentische Nachempfindung von Emotionen und Lebenssituationen war und ist für mich Musik damals und heute. Es gibt wenige Musiker, die klischeéfrei Musik spielen. Herb Alpert ist sicher kein technischer Virtuose, da gibt es viele andere, doch dennoch ist seine Musik in sich schlüssig und letztlich perfekt. Wie ist das möglich, habe ich mich immer wieder gefragt. Herb Alpert spielt sich als Solist auf der Trompete niemals in den Vordergrund, auch wenn die Trompete im Grunde als Soloinstrument immer im Vordergrund steht. Musik war früher mehr auch an Ganzheitlichkeit ausgerichtet. Das Gesamtwerk zählt, nicht die Leistung oder Fähigkeit des Einzelnen. Der Einzelne stellt seine Fähigkeit unter Berücksichtigung des anvisierten Zieles vielmehr der Band zur Verfügung.
Mit der Musik habe ich schon als Kind Szenen assoziiert von einem staubigen, sonnigen Spanien, in denen Sombreros, Pferde zu sehen waren und das Leben kraftvoll gelebt wurde. Alpert hat die Verbindung von Hoffnung, Freude, Begeisterung aber auch Trauer (Titel: Bud) sehr gut realisiert. So eine Musik kann man nur begrenzt planen. Musiker, die so darbieten müssen im Grunde das Leben lieben und sich in den Dienst des Lebens stellen. Erst die Bescheidenheit des Einzelnen in der Gruppe macht es möglich ein großes Werk wie diese Langspielplatte zu erschaffen.