Simply Red – Home in Sicily (Audio CD), Rezension

Eines der genialsten Live-Alben des 21. Jahrunderts
Mehr als die wahre Freude! Traumhafte mediterrane Amphitheater-Atmosphäre mit Weitblick über die Stadt, ein Spitzenpublikum, eine Band „multicultural“, in der jeder sein Bestes gibt, ein Bandleader mit hohem emotionalem IQ und vorbildhafter Lebenseinstellung, eine Musik, die nicht in Pop, Jazz, Rock, Reggae, Blues oder sonst eine Schublade einzuordnen ist aber dennoch all diese Einflüsse innehalt, ein Sänger (Mick Hugnall), der sehr durch seine einzigartige Stimme und seine natürliche und sehr sympathische Ausstrahlung und seine Freude an der Musik und an der über seine Mitmusikern überzeugt und das Publikum zu würdigen weiss. Seine Vokaldarbietung wird über die ges. Länge nie langweilig, sondern überrascht stattdessen immer wieder mit stimmlichen Highlights, teilweise in extremen Höhen bis hin zum DIS. Das Konzert wird von der Dynamik fast wie die symphonische Dichtung aufgebaut und fesselt so den Zuhörer permanent. Die Akteure auf der Bühne sind gepflegt und ästhetisch. Auf jeglichen musikalischen oder showartigen Kitsch sowie irgendwelche Klischées verzichtet S.R. gänzlich und bringt eine Musik, die mit keiner anderen Band vergleichbar ist, was S.R. ausmacht. Der Sound ist erstklassig für eine Live-Aufnahme. Kein Wunder, dass S.R. ihre CD-Aufnahmen meistens Live einspielt. Live aber noch lebendiger als „Studio“. Die Kameraführung ist für heutige Massstäbe durchaus entspannend, wenn man an die teilweise beliebten aber zerstörerischen 1-Sekunden-Sequenzen denkt, die Produzenten offenbar lieben. Die finanzielle Unabhänigkeit von Simply Red bringt einen enormen Schub Kreativität und Leben in die Musik zurück, was beweist, dass andere, nämlich „produzierte“ Bands immer mehr zu Marionetten gemacht werden. S.R. und sein Bandleader sind neue Vorbilder für die Musik von heute und morgen. Danke Mick Hugnall! Es bleibt zu hoffen, dass er noch viel neue Musik schreibt und andere Bands seinem Vorbild und seiner Unabhängigkeit nacheifern und die Notwendigkeit sehen, der Kreativität zur Liebe sich dem Sog der Musikindustrie lieber heute als morgen zu entziehen. Sonstiges: perfekte Bläserarrangements, äusserst geschmackvolle Soloparts von Saxophon, Gitarre und Keyboarder, der hervorragende satte Fender Rhodes-Klänge in alter Manier zu produzieren weiss, lockere, satte und keineswegs aufdringliche Drums, satter u. sehr rhytmisch gespielter Bass. Alles einfach PERFEKT!